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Nach den ursprünglichen Planungen sollte die diesjährige Floßtour auf der Oder zwischen Hohensaaten und Schwedt stattfinden. Die erforderlichen Genehmigungen des Nationalparkes “Unteres Odertal” und des Umweltamtes lagen auch bereits vor. Den  Herren Beschnidt und Kuttig sei an dieser Stelle noch einmal gedankt. Die Genehmigung des Wasser- und Schifffahrtamtes Eberswalde konnte nicht eingeholt werden, weil mangels Vollständigkeit der Mannschaft der Inhaber des Bootsführerscheines nicht anwesend war. Mir ist zwar keine gesetzliche Vorschrift bekannt, wonach ein antriebsloses Wasserfahrzeug nur von einem Führerscheininhaber auf Bundeswasserstraßen bewegt werden kann, dieser Angelegenheit werde ich jedoch später nachgehen.

Ich habe mich daher an Herrn Stornowski (Geschäftsführer des Wasserverbandes Oder/Welse) gewandt, um Informationen über die Befahrbarkeit  der Welse einzuholen. Herr Stornowski erteilte nicht nur sehr bereitwillig und erschöpfend Auskunft, sondern bekundete auch Interesse daran, “seine” Welse aus der für ihn ungewohnten Perspektive (nämlich von einem Floß aus)  kennen zu lernen.
Am 12.5.2001 fand daher eine Erkundungstour zu Wasser statt, die zu dem Ergebnis führte, dass die Welse für unsere Zwecke durchaus geeignet war. Unpassierbare und auch aus der Sicht von Herrn Stornowski unerwünschte Hindernisse sollten bis zum Herrentag beseitigt werden.

Das in den Vorjahren benutzte Floß musste allerdings umgebaut (geteilt) werden, um auch die schmalen und seichten Stellen der Welse meistern zu können. Dazu wurde ein Deck vom “Großfloß” entfernt und als Schwimmkörper ein Unterbau aus Styropor gefertigt. Flößer Hauffi baute gar ein Floß komplett aus Styropor, an dem lediglich die Kanten durch ein Aluminiumblech verstärkt waren.

Nachdem auch die Wetterprognosen für den Herrentag mehr als günstig waren, stand aus der Sicht der Flößer einem erfolgreichen Herrentag nichts mehr im Wege. Einzige Unsicherheitsfaktoren waren der Wasserstand der Welse und zwei bereits bekannte “Welsesperren”, bestehend aus umgestürzten Bäumen. Der erste Unsicherheitsfaktor war sofort nach Ankunft an der Welsebrücke bei Biesenbrow beseitigt.  Der Wasserstand war im Vergleich zu den Vorwochen nicht gesunken. Ich hoffe, dass die Teiche der Blumberger Mühle keinen entsprechenden Wassermangel zu beklagen hatten. Jedenfalls wurde dieses Ereignis unmittelbar nach dem Stapellauf gebührend gefeiert.

Pünktlich um 9:30  Uhr konnte dann eine aktionsreiche  Floßfahrt beginnen. Ca. 500 m hinter der Brücke bei Biesenbrow befindet sich eine erste Sohlschwelle, die es zu meistern galt. Mit viel Schwung wurden erst einmal die dicksten  Steine gerammt, um das Styroporfloß einer geringeren Beschädigungsgefahr auszusetzen. Allerding war auch das Holzfloß nicht schnell und stabil genug, um eine reibungslose Durchfahrt zu sichern. Also mussten alle Beteiligten das Schiff verlassen, um dieses über die in der Welse liegendenden Steine hinwegzutragen. Als besonders erfreulich erwies sich das Absteigen für die Flößer, die es bisher noch nícht mit Fließgewässern zu tun hatten und die Schuhe auszogen.  Das Gehen auf wackeligen Steinen mit Zusatzgewicht (Floß) im strömenden Wasser führt auch ohne Alkohol zu gewissen Standschwierigkeiten, die ohne festes Schuhwerk kaum gemeistert werden können. Dabei ist zu beachten,  dass der Wasserstand vor der Sohlschwelle sehr hoch ist. Steigt man hinter dem Floß ab, ist regelmäßig ein Vollbad angesagt.

Nachdem auch das Styroporfloß das erste Hindernis mit  Erfolg und noch mehr Gelächter gemeistert hatte, ging es im ruhigen Fahrwasser der Welse bis zum ersten Wehr vor Grünow weiter. Wir kamen uns teilsweise wie in den Everglades vor. Die ca. 6 m breite Welse war bis auf einen schmalen Streifen nahezu völlig zugewachsen. Die Wasserpflanzen bremsten unseren Vortrieb jedoch nur unwesentlich. Um ca. 12.00 Uhr erreichten wir den “Weidenbruch” von Grünow. Wie sich herausstellte, war die Baumsperre durch die Mitarbeiter des Wasser und  Bodenverbandes tatsächlich beseitigt worden. Den Damen und Herren ist unser Dank gewiss. Allerdings wurde unserer Freude schnell ein Dämpfer aufgesetzt.
 
Unter der Eisenbahnbrücke in Grünow hat die Welse eine Breite von nur 2 m und ein erhebliche Gefälle. Die hierdurch erzielbare Geschwindigkeit kann leider nicht ausgenutzt werden, weil sich unmittelbar hinter der Brücke ein Areal erstreckt, dem man fast schon Wildwasserqualitäten zusprechen muss. Hier kam es auch zu den ersten Vollbädern, herben Materialverlusten
(1 Sonnenbrille) und zu einem Querriss im Styroporfloß.
Fotos konnten hier leider nicht gemacht werden.

Nach einer weiteren schwierigen Passage (Entengrütze mit Zweigen bildet einen idealen Staudamm für alles was schwimmt oder treibt) erreichten wir dann wieder  ruhiges  Fahrwasser und steuerten das Wehr zwischen Grünow und Passow an. Da die Sonne uns schon heftig zugesetzt hatte, die Biervorräte sich dem Ende zuneigten und die Fahrt nach Passow nach ca. 2 Stunden gedauert hätte, beschlossen wir, die diesjährige Floßtour hier um 14.30 Uhr enden zu lassen. Der ereignisreiche Herrentag klang mit einem gemeinschaftlichen Grillnachmittag aus, der sich bis Mitternacht hinzog, aus.

Wie auch in den Vorjahren gebe ich meiner Hoffnung Ausdruck, dass diese Zeilen und Bilder dazu beitragen, für das nächste Jahr Mitflößer zu finden. Ich versichere allen potentiellen Interessenten, dass das Flößen auf der Welse eine mehr als überlegenswerte Alternative zu Kremser oder Fahrrad ist.

 

zum Floßbericht 2002